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Alkohol

Bin ich alkoholabhängig?

Alkohol zu trinken, wird in Deutschland verharmlost. Doch was passiert, wenn Menschen die Kontrolle über das richtige Maß verloren haben? Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung – Betroffene brauchen Unterstützung. Woran man Alkoholabhängigkeit erkennt, welche Risikofaktoren ihre Entstehung begünstigen und wie man sie behandeln kann, lesen Sie auf dieser Seite.

Was ist Alkoholabhängigkeit?

Bei der Alkoholabhängigkeit handelt es sich um eine Suchterkrankung. Umgangssprachlich wird sie auch als Alkoholismus oder Alkoholsucht bezeichnet. Sie geht mit körperlichen, psychischen und sozialen Folgeschäden einher. Betroffene und Menschen, die eine Alkoholabhängigkeit bei sich vermuten, können sich an geeigneter Stelle Unterstützung suchen.

Verschiedene Merkmale weisen auf Alkoholabhängigkeit hin. Betroffene spüren insbesondere ein starkes Verlangen nach Alkohol und es fällt ihnen schwer, ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren. Zu den Merkmalen gehört auch, immer mehr Alkohol zu trinken, um die Wirkung zu erzielen, die zuvor bei einer geringeren Dosis eingetreten ist. Dies bezeichnet man als Toleranzentwicklung. Außerdem weisen Entzugserscheinungen auf eine Alkoholabhängigkeit hin. Diese treten auf, wenn man für bestimmte Zeit keinen Alkohol getrunken hat. Sie können körperlich sein, z. B. Herzrasen, Schwitzen oder unwillkürliches Zittern. Zu den psychischen Entzugserscheinungen gehören innere Unruhe, ängstliche oder depressive Stimmung.

Welche Symptome bei Alkoholabhängigkeit auftreten und wie die Suchterkrankung vom Arzt, von der Ärztin diagnostiziert wird, lesen Sie unter

Wie häufig kommt Alkoholabhängigkeit vor?

Schätzungsweise waren im Jahr 2018 4,5 Prozent der Männer und 1,7 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 bis 64 Jahren von Alkohol abhängig, insgesamt geschätzt 3,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland in dieser Altersklasse. Das ergab der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA), der in regelmäßigen Zeitabständen den Substanzkonsum der Allgemeinbevölkerung Deutschlands erfasst.

Was begünstigt das Auftreten von Alkoholabhängigkeit?

Ein komplexes Zusammenspiel verschiedener biologischer, persönlicher, sozialer, umweltbezogener und kultureller Einflüsse begünstigt das Auftreten von Alkoholabhängigkeit. Dabei können folgende Aspekte eine Rolle spielen:

Alkoholabhängigkeit ist bei Männern verbreiteter. 

Studien zeigen, dass eine Kombination verschiedener Gene Alkoholabhängigkeit begünstigen kann.
 

  • Angststörungen und Depressionen stehen in engem Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit. Zum einen können sie Alkoholabhängigkeit begünstigen, zum anderen fördert Alkoholabhängigkeit mitunter die Entstehung dieser Erkrankungen.
  • Studien zeigen, dass Verhaltensstörungen, auch in der Kindheit, mit dem späteren Auftreten einer Alkoholstörung im Zusammenhang stehen.
  • Kultur: Das Risiko der Entwicklung von Alkoholabhängigkeit ist in Kulturen höher, in denen Alkohol leicht verfügbar und kostengünstig ist und in denen das Trinken gesellschaftlich akzeptiert wird.
  • Familiengeschichte: Kinder von alkoholabhängigen Personen haben ein erhöhtes Risiko, an Alkoholabhängigkeit zu erkranken. Auch unzureichende familiäre Unterstützung oder fehlende Bezugspersonen in der Kindheit können eine Rolle spielen.
  • Auch schwierige soziale Situationen, wie z. B. Armut oder das Erleben von Gewalt (auch sexueller Missbrauch), können das Risiko erhöhen.
  • Peergroups: Peergroups haben einen hohen Einfluss v. a. auf den jugendlichen Alkoholkonsum.

Eine Abhängigkeit kann sich auch entwickeln, wenn vom Alkoholkonsum positive Effekte erwartet werden, etwa eine Linderung von Ängsten oder eine gesteigerte sexuelle Leistung.

Ein frühzeitiger Konsum von Alkohol im Jugendalter kann der Entwicklung von Alkoholabhängigkeit im Erwachsenenalter Vorschub leisten.

Wie verläuft Alkoholabhängigkeit?

Der Verlauf einer unbehandelten Alkoholabhängigkeit lässt sich in vier Phasen unterteilen. In welcher Zeit und wie ausgeprägt Betroffene diese Phasen durchlaufen, ist individuell verschieden. Nicht jede und jeder durchläuft alle Phasen.

Typisch sind gelegentliches oder dauerhaftes Erleichterungstrinken, wobei Alkohol zunehmend verwendet wird, um psychische Spannungen abzubauen, mit Stress umzugehen und Abstand zu Problemen zu gewinnen. 
 

Betroffene beginnen die Kontrolle über das Trinken zu verlieren. Oftmals trinken sie mehr und häufiger als ihre Bekannten. Die Betroffenen weisen ein stärkeres Verlangen auf, Alkohol zu trinken. Nach einer Trinkepisode kann es zu Gedächtnislücken kommen. Die Häufigkeit und auch das Ausmaß von „Katern“ am Morgen nach dem übermäßigen Alkoholkonsum nehmen zu.

Betroffene haben die Kontrolle über das Trinken verloren. Aus einer Gewohnheit wird eine psychische und körperliche Abhängigkeit. Das Trinken steht im Mittelpunkt, sodass andere Interessen vernachlässigt werden. Dies geht einher mit Selbstvorwürfen oder Schamgefühlen. Oft versuchen Betroffene jedoch auch, ihr Verhalten vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Sie suchen nach Gründen und Entschuldigungen, wie beispielsweise „Ich habe gerade Stress auf der Arbeit“. Die Betroffenen ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück und trinken allein oder in Gesellschaft von anderen Abhängigen. Durch zerstörerisches Verhalten können Konflikte entstehen. Körperliche und psychische Folgen des unkontrollierten Trinkens können zu Notfallaufnahmen im Krankenhaus und Arztbesuchen führen. Da Betroffene das Ausmaß ihres Alkoholkonsums nicht wahrhaben wollen, sind sie häufig nicht in der Lage, diesen zu verringern.

Betroffene können nicht mehr ohne Alkohol leben. Ein hoher Alkoholspiegel oder Rauschzustände sind ein alltägliches Bild. Sowohl Psyche als auch Körper zeigen starke Schäden, die deutlich sichtbar sind. Es kann zu Entzugserscheinungen wie z. B. Halluzinationen, starkem Zittern und Schweißausbrüchen kommen. Auch Persönlichkeitsveränderungen, etwa offene Feindseligkeit gegenüber anderen, gehören zu den möglichen Folgen. Alkoholkonsum kann letztendlich sogar zum Tod der betroffenen Person führen. Todesursachen sind beispielsweise Folgeerkrankungen wie Krebs oder Erkrankungen der Leber und der Bauchspeicheldrüse, aber auch Unfälle, Alkoholvergiftung oder Suizid.

Woran kann man Alkoholabhängigkeit erkennen?

Häufig erkennt man Alkoholabhängigkeit erst, wenn bereits negative körperliche, psychische und soziale Folgen offensichtlich sind. Zu Beginn treten kaum spürbare körperliche Beschwerden auf. Das Ausmaß der Folgen steigt meist mit der Dauer des Alkoholkonsums. Von Mensch zu Mensch können sich die genauen Folgen allerdings unterscheiden. 

Hinweise auf einen erhöhten Alkoholkonsum geben beispielsweise ein verschlechterter körperlicher und psychischer Allgemeinzustand. Auch bestimmte körperliche Veränderungen, zum Beispiel an der Haut, können auf einen erhöhten Alkoholkonsum hinweisen.

Was sind mögliche Folgen von andauerndem Alkoholkonsum?

Hoher Alkoholkonsum kann alle Organe im Körper schädigen. Zudem geht die Alkoholabhängigkeit häufig mit psychischen Erkrankungen einher. Auch soziale Folgen wie familiäre Probleme oder der Verlust des Arbeitsplatzes können mit der Alkoholabhängigkeit verbunden sein.

Wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt, können Entzugserscheinungen auftreten, zum Beispiel Unruhe, Zittern, ein beschleunigter Herzschlag, Fieber, Übelkeit oder Durchfall. Es kann auch zu Bewusstseinsstörungen kommen.

Was passiert beim Arzt oder in der Suchtberatungsstelle?

Selten ist die Alkoholabhängigkeit der eigentliche Grund für einen Arztbesuch, sondern Beschwerden, die aus der Alkoholabhängigkeit resultieren. 

Hinweise auf einen erhöhten Alkoholkonsum lassen sich dann beispielsweise durch das Erfragen der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung und eine Blutuntersuchung finden. Welche Untersuchungen gemacht werden, hängt unter anderem vom eigentlichen Grund des Arztbesuchs und von den bereits bestehenden Folgeerkrankungen ab.

Nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Beratungsstellen sind wichtige Anlaufstellen, wenn Betroffene etwas gegen ihre Alkoholabhängigkeit tun möchten – und sei es auch nur, weil sie einen Verdacht haben. Das Gefühl, dass mit dem Alkoholkonsum etwas nicht stimmt, reicht schon aus, um ins Gespräch zu gehen. Beraterinnen und Berater, Ärzte und Ärztinnen erfragen zunächst das Ausmaß des Alkoholkonsums und die persönlichen Lebensumstände. Damit eine mögliche Alkoholabhängigkeit erkannt und richtig eingeschätzt wird, ist es wichtig, dass Betroffene offen für ein ehrliches Gespräch sind. Um die Diagnose Alkoholabhängigkeit stellen zu können, werden unter anderem psychologische Fragebögen verwendet. Möglicherweise nimmt die Ärztin, der Arzt Blut ab, denn auch bestimmte Blutwerte können auf eine Alkoholabhängigkeit hinweisen.

Auch die persönliche Motivation sowie die Behandlungsziele der Betroffenen werden erkundet. Es folgt der gemeinsame Entschluss zu weiteren Schritten. Auch wenn keine Alkoholabhängigkeit vorliegt, gibt es Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten, um den Alkoholkonsum zu begrenzen oder ganz mit dem Trinken aufzuhören.

Wie entsteht eine Sucht?

Eine Zigarette in der Pause, ein Bier zum Feierabend, eine Tablette, wenn mal der Kopf schmerzt – für viele gehört das zum Alltag. Doch was passiert, wenn man die Kontrolle über das richtige Maß verliert? Sucht ist kein Randproblem der Gesellschaft, sondern betrifft viele Menschen in Deutschland. 

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Welche Kriterien weisen auf Alkoholabhängigkeit hin?

Alkoholabhängigkeit kann anhand verschiedener diagnostischer Kriterien festgestellt werden. Nicht alle müssen erfüllt sein. Sie liegt vor, wenn mindestens drei oder mehr der folgenden sechs Kriterien während der letzten 12 Monate gleichzeitig erfüllt gewesen sind.

Was sind die Behandlungsziele bei Alkoholabhängigkeit?

Das wichtigste Therapieziel ist die Abstinenz. Abstinenz bedeutet, komplett auf den Konsum von Alkohol zu verzichten. Ist dies den Betroffenen (aktuell) nicht möglich, so kann der Konsum eingeschränkt, also weniger, seltener und mit größeren Abständen Alkohol getrunken werden. Die dadurch verringerte Aufnahme von Alkohol soll (weitere) Folgeerkrankungen verhindern oder das Risiko dafür senken. Das jeweilige Behandlungsziel wird zusammen mit der betroffenen Person festgelegt. Gegebenenfalls besteht ein weiteres Ziel darin, den Konsum anderer Suchtmittel zu begrenzen. Die Behandlung zielt darauf ab, den Betroffenen ein möglichst gesundes Überleben und eine zufriedene Lebensgestaltung zu ermöglichen.

Wie kann Alkoholabhängigkeit behandelt werden?

Video Alkoholabhängigkeit behandeln

Wie kann eine Alkoholabhängigkeit behandelt werden?
Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung, die geheilt werden kann. Doch ab wann gilt man als alkoholabhängig? Dazu müssen in den vergangenen zwölf Monate mindestens drei der folgenden Merkmale gleichzeitig aufgetreten sein:

  • Man verspürt ein starkes Verlangen, Alkohol zu trinken.
  • Man verliert die Kontrolle darüber, wann und wieviel man trinkt.
  • Man hat Entzugssymptome, wenn man weniger oder gar nicht mehr trinkt.
  • Man entwickelt eine Toleranz, das heißt, man muss immer mehr Alkohol trinken, um dessen Wirkung zu spüren.
  • Man vernachlässigt seine anderen Interessen oder seine sozialen Kontakte.
  • Man trinkt weiter, obwohl sich bereits gesundheitliche Schäden zeigen.

Die Sucht kann das eigene Leben und das der Angehörigen stark beeinflussen. Verschiedene Anlaufstellen können frühzeitige Unterstützung bieten: Zum Beispiel Suchtberatungsstellen – persönlich vor Ort oder per Telefon oder Internet. Auch der Hausarzt kann über Hilfsangebote in der Nähe informieren oder Kontakte herstellen.

Das Ziel der Behandlung ist die Abstinenz, also der komplette Verzicht auf Alkohol. Ist dies für die Betroffenen nicht vorstellbar, kann unter Umständen auch das Ziel sein, weniger zu trinken. Das Behandlungsziel wird gemeinsam mit den Betroffenen festgelegt. In der Regel werden zu Beginn einer Behandlung das Trinkverhalten besprochen, die Veränderungsbereitschaft gestärkt und gemeinsam die nächsten Schritte festgelegt. Daran schließt sich die Entgiftung an. Durch diesen Entzug braucht man zumindest körperlich keinen Alkohol mehr. Zusätzlich wird in Gesprächen unter anderem die Absicht bestärkt, zukünftig auf Alkohol zu verzichten. Und dazu motiviert, auch weitere Unterstützung in Anspruch zu nehmen. In der darauffolgenden Entwöhnung lernen Betroffene, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Hierzu wird, gemeinsam mit einem Therapeuten, herausgefunden, wie man mit Problemen umgehen kann und was Einem Stärke gibt. In Selbsthilfegruppen kann man sich gegenseitig dabei unterstützen, Rückfällen vorzubeugen. In Deutschland gibt es eine große Zahl von Unterstützungsangeboten wie Suchtberatungsstellen, Suchtambulanzen, Fachkliniken und Selbsthilfegruppen. 

Mehr zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit und wo Sie Anlaufstellen in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund.

Die Behandlungsansätze richten sich nach den Wünschen des Patienten, der Patientin und den individuellen Gegebenheiten wie z. B. dem sozialen Umfeld, einer Unterstützung durch die Familie, eigener Motivation sowie Nebenerkrankungen. Abhängigkeit umfasst körperliche, psychische und soziale Faktoren, die bei der Behandlung alle mit in den Blick genommen werden. Die Therapie einer Alkoholabhängigkeit setzt sich meistens aus verschiedenen Bestandteilen zusammen.

  • Zunächst finden aufklärende und beratende Gespräche zum Alkoholkonsum statt. Diese erfolgen insbesondere im hausärztlichen Rahmen, in psychosozialen Beratungsstellen oder in Suchtambulanzen.
  • Ziel ist es, das Trinkverhalten zu thematisieren, die Eigenverantwortung der Betroffenen zu stärken und bei ihnen eine Krankheitseinsicht herzustellen. So soll die Bereitschaft zur Behandlung gefördert werden. Außerdem werden die Behandlungsschritte festgelegt.
  • Familie, Freundinnen und Freunde, medizinisches Personal und Beratungsstellen können die Betroffenen unterstützen.
  • Der Organismus wird so weit vom Alkohol entwöhnt, dass nach der Entgiftung das körperliche Verlangen nach Alkohol verschwindet.
  • Psychische und körperliche Begleiterscheinungen des Entzugs werden behandelt. Es gilt, gefährliche Entzugserscheinungen wie beispielsweise Krampfanfälle möglichst zu vermeiden. 
  • Wenn die Behandlung begleitend auch motivationsfördernde Maßnahmen und Psychoedukation umfasst, spricht man von einer sogenannten qualifizierten Entzugsbehandlung.
  • Je nach Gesamtsituation der Betroffenen erfolgt der (qualifizierte) Alkoholentzug stationär in einer Klinik, zum Beispiel in einer psychiatrischen oder in einer auf Suchterkrankungen spezialisierten Klinik. Der Entzug kann auch teilstationär in einer Tagesklinik oder ambulant stattfinden, zum Beispiel in einer Suchtambulanz.
  • Nach der Entgiftungs- oder Entzugsphase erfolgt die Entwöhnungsphase in einer Fachklinik, Tagesklinik oder ambulanten Einrichtung, wie zum Beispiel einer ärztlichen Praxis, die sich auf Suchtmedizin spezialisiert hat.
  • Betroffene lernen, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Dies geschieht unter anderem durch psychotherapeutische, in vielen Fällen verhaltenstherapeutische Angebote, Stressbewältigungstraining, Vorbeugung von und Umgang mit Rückfällen, Schritte zum Wiederaufbau sozialer Ressourcen sowie berufsbezogene Maßnahmen.
  • Ziel ist es, persönliche Auslöser des Alkoholkonsums zu entdecken, Lösungswege für den Umgang mit Problemen zu entwickeln, Ressourcen zu finden und die Lebenskräfte zu stärken.
  • Selbsthilfegruppen sind in der Nachsorgephase eine entscheidende Hilfe. Die Nachsorge findet darüber hinaus auch im hausärztlichen Rahmen statt.
  • Ziel ist es, das Risiko von Rückfällen gering zu halten, damit Betroffene langfristig abstinent bleiben. Auch die soziale Wiedereingliederung soll unterstützt werden.

Wann kommen Medikamente zum Einsatz?

In der Entzugsbehandlung können Medikamente unter Umständen zur akuten Unterdrückung von Entzugserscheinungen, Vermeidung von akuten Komplikationen oder zur langfristigen Verhinderung von Komplikationen aufgrund unbehandelter Entzugssyndrome eingesetzt werden. Zum Einsatz können Benzodiazepine, Clomethiazol, Antikonvulsiva oder Neuroleptika kommen. In der Entwöhnungsphase können Medikamente zur Vorbeugung von Rückfällen bei Abstinenz (sogenannte Anti-Craving-Medikamente) oder zur Verringerung der Trinkmenge beitragen. In Deutschland sind die drei Medikamente Acamprosat, Naltrexon und Nalmefen für die unterstützende ergänzende Behandlung von Alkoholabhängigkeit zugelassen.

Gibt es digitale Behandlungsangebote?

Weniger trinken: Gibt es Apps auf Rezept?

Auch Apps können dabei helfen, langfristig nüchtern zu bleiben. Sogenannte Apps auf Rezept können Ärztinnen und Ärzte sogar verschreiben. Die Krankenkasse übernimmt dann die Kosten für solche  digitalen Gesundheitsanwendungen (kurz DiGA). Im Gegensatz zu anderen Apps, müssen DiGA ein Prüfverfahren beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte durchlaufen. Nach erfolgreicher Prüfung werden sie in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen.

An wen kann man sich wenden?

Wenn Sie das Gefühl haben, abhängig von Alkohol zu sein, oder sich nicht sicher sind, scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu suchen! Ärztinnen, Ärzte und Suchtberatungsstellen empfangen Sie vertrauensvoll und vorurteilsfrei. Welche Ärzte die richtigen Ansprechpartner sind und wo Sie Suchtberatungsstellen in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie im Bereich

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Atzendorf J, Rauschert C, Seitz N-N, Lochbühler K, Kraus L. The Use of Alcohol, Tobacco, Illegal Drugs and Medicines: An Estimate of Consumption and Substance-Related Disorders in Germany. Dtsch Arztebl Int 2019; 116(35-36):577–84. doi: 10.3238/arztebl.2019.0577.

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Dasarathy J, Young J, Chhatlani A, Raddock M, Tampi R. Alcohol use disorder: How best to screen and intervene. J Fam Pract 2019; 68(1):35–9.

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-Sucht). S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen - Langfassung; Aktualisierte Version - AWMF-Register-Nr. 06-001; 2020.

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Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (Hrsg.). Alkoholatlas Deutschland 2022. Heidelberg. Verfügbar unter: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2022_dp.pdf [[11.02.2025].

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Soyka M, Küfner H. Alkoholismus –Missbrauch und Abhängigkeit. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2008.

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Jannis Krupp
Porträtfoto von Jannis Lippisch

Jannis Krupp

Multimedia-Producer
Jannis Krupp studierte Multimedia Produktion. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert er multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.
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Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
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Dr. Pia Gamradt
Dr. Pia Gamradt

Dr. Pia Gamradt

Referentin Evidenzbasierte Medizin
Dr. Pia Gamradt ist studierte Biologin mit Schwerpunkt immunologische Grundlagenforschung. Für die Stiftung erstellt sie wissenschaftliche Inhalte für multimediale Informationsangebote und unterstützt bei wissenschaftlichen Projekten.
Wissenschaftliche Beratung:
Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch
Portrait Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch

Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch

Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch studierte Chemie mit dem Ausbildungsschwerpunkt Biochemie und Zellbiologie der Karl Franzens Universität Graz. Vor seiner Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war er mehrere Jahre im Bereich Qualitätsmanagement und als Koordinator klinischer Studien an einer österreichischen Privatklinik tätig und absolvierte 2007 eine Post-Graduate Ausbildung zum Good Laboratory Practice (GLP) -Beauftragten für den Bereich analytisches Labor. Von 2008 bis 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Research Unit „EBM Review Center“ der Medizinischen Universität Graz und von 2011 bis 2014 auch am Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der Joanneum Research Forschungsgesellschaft tätig. Seit 2015 ist er als Univ. Assistent am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung im Fachbereich Evidenzbasierte Medizin beschäftigt. Herr Semlitsch ist seit 2018 Fachbereichssprecher der Sektion Österreich und somit Mitglied des erweiternden Vorstands des Deutschen Netzwerks Evidenz basierte Medizin (DNEbM).
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Mag. (FH) Christine Loder

Mag. (FH) Christine Loder

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BSc, MSc Cornelia Krenn
Cornelia Krenn, BSc, MSc

BSc, MSc Cornelia Krenn

Frau Cornelia Krenn, BSc, MSc studierte Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer Anstellung an der Medizinischen Universität Graz war sie mehrere Jahre als Pharmakovigilanz-Managerin in einem österreichischen Pharmaunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich evidenzbasierte Medizin am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung beschäftigt. Daneben absolviert Frau Krenn aktuell das Doktoratsstudium „Sustainable Health Research“ an der Medizinischen Universität Graz.

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Erstellt am: 15.12.2020