In Deutschland sind immer mehr Menschen übergewichtig. Starkes Übergewicht ist aus medizinischer Sicht eine Erkrankung, die viele Folgen für den Körper haben kann. Diese Erkrankung wird in der Fachsprache Adipositas genannt. Auf dieser Seite erfahren Sie, was Adipositas ausmacht, wie sie entsteht und wie Ärzte die Erkrankung feststellen.
Unter Adipositas versteht man ein zu hohes Körpergewicht, das durch zu viel Körperfett verursacht wird. Die Erkrankung wird auch Fettleibigkeit genannt. Der hohe Fettanteil entsteht, wenn dem Körper – etwa durch eine kalorienreiche Ernährung – mehr Energie zugeführt wird, als er verbrauchen kann. Diese überschüssige Energie lagert sich als Fett im Körper ab.
Ob Adipositas vorliegt, lässt sich anhand des Körpermasseindex oder Body-Mass-Index (BMI) feststellen. Dieser zeigt an, ob Gewicht und Körpergröße in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Ab einem BMI-Wert von 30 spricht man von Adipositas. Lesen Sie hier mehr über den BMI.
Was bedeutet Adipositas?
Ein bisschen mehr auf den Rippen zu haben kann in manchen Fällen durchaus von Vorteil sein. Doch wenn es zu viel wird, kann es zur Krankheit werden. Man nennt das in der Medizin dann Adipositas oder auch Fettleibigkeit.
Rund ein Viertel aller Frauen und Männer in Deutschland sind betroffen. Besonders junge Erwachsene erkranken immer häufiger.
Von Adipositas spricht man, wenn der Fettanteil im Körper übermäßig hoch ist. Dieser wird anhand des Body-Mass-Index ermittelt, kurz BMI. Um diesen festzustellen wird das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße errechnet. Der BMI eines Normalgewichtigen liegt zwischen 18,5 und 24,9. Adipositas liegt vor, wenn der BMI-Wert über 30 liegt. Aber Achtung: Der BMI gibt keinen exakten Aufschluss über die Zusammensetzung des Körpers und kann in manchen Fällen ungenau sein. Dies gilt vor allem für sehr athletische Menschen, da bei der Berechnung des BMI nicht zwischen Fett und Muskelmasse unterschieden wird.
Adipositas entsteht, wenn die aufgenommene Nahrung mehr Energie enthält, als der Körper durch Bewegung und Stoffwechsel verbrennt. Diesen Überschuss speichert der Körper in Fett. Als wesentliche Ursache für Fettleibigkeit wird der moderne Lebensstil angesehen. Kalorienreiche Nahrung ist ständig verfügbar, gearbeitet wird oft im Sitzen und ohne Bewegung. Aber auch psychische Probleme können dazu beitragen.
Adipositas kann, neben einer möglichen Einschränkung der Lebensqualität, auch zu weiteren Erkrankungen führen Darunter fallen: Zuckerkrankheit,
in diesem Fall Diabetes Typ 2, verschiedene Herzkrankheiten wie Bluthochdruck und Vorhofflimmern sowie Arthrose, Demenz und Unfruchtbarkeit
bei Männern.
Das Ziel einer Behandlung ist die Reduzierung des Körpergewichts. Hierfür muss zum Beispiel auf den Lebensstil, das Umfeld, die Abnehmbereitschaft und auch mögliche psychische Einflussfaktoren Acht gegeben werden.
Weitere Informationen zu Adipositas, wie sie behandelt werden kann, sowie einen BMI-Rechner finden Sie auf der Website der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund!
Jeder Mensch kann übergewichtig oder fettleibig werden. Sowohl Kinder als auch Erwachsene aller Altersklassen sind in Deutschland von Adipositas betroffen. Laut einer großen Befragung des Robert Koch-Instituts waren im Jahr 2019 jeweils 19 von 100 Männern und Frauen adipös.
Die Häufigkeit der Adipositas hat zugenommen, besonders stark unter jungen Frauen in der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren sowie in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen. Dies zeigte der Vergleich mit den Fallzahlen aus der GEDA-Studie von 2012. Auch in den jungen Altersgruppen gibt es immer mehr Menschen mit Adipositas: Die Zahl stieg zwischen 2012 bis 2019 von 6 auf 10 pro 100 Frauen. In der älteren Altersgruppe stieg sie von 19 auf 23 pro 100 Frauen sowie von 20 auf 24 pro 100 Männer an.
Adipositas entsteht nicht über Nacht, sondern über Jahre hinweg. Ausschlaggebend ist dabei, dass dem Körper mehr Energie ‒ also mehr Kalorien über die Nahrung ‒ zugeführt wird, als er alltäglich verbraucht. Die überschüssigen Kalorien speichert der Körper als Fett. Das Körperfett macht sich auf der Waage bemerkbar: Man nimmt immer mehr zu.
Neben der Ernährung können noch weitere Gründe zu Fettleibigkeit beitragen: etwa wenn man sich im Alltag wenig bewegt. Aber auch Störungen im Hormonhaushalt und Stoffwechsel begünstigen Adipositas.
Zur Entwicklung von Adipositas tragen ganz verschiedene Umstände bei. Einige können die Erkrankten direkt beeinflussen, andere nicht.
Was fördert Übergewicht bei Kindern?
Es scheint bestimmte Entwicklungsphasen zu geben, in denen wir besonders anfällig für Einflüsse aus der Umwelt oder der Ernährung sind. Möglicherweise prägen diese Phasen die Gesundheit bis ins hohe Alter. So können bei einer Schwangeren die Ernährung, hormonelle Veränderungen oder eine übermäßige Gewichtszunahme ein erhöhtes Geburtsgewicht beim Kind auslösen. Das ist ein Risikofaktor für kindliches Übergewicht. Darüber hinaus haben Säuglinge, die von Müttern mit der Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2) geboren werden, ein höheres Risiko, als Kind oder als Erwachsener Übergewicht zu entwickeln. Dies gilt ebenso für Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben.
Jeder kann für sich entscheiden, mit welchem Körpergewicht er sich wohlfühlt. Starkes Übergewicht ist aus medizinischer Sicht jedoch bedenklich, da es mit vielen Folgeerkrankungen in Verbindung gebracht wird. So belasten die überschüssigen Kilos z. B. die Gelenke und das Herz.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 15.08.2023